Das Unterschätzte Potential im Business? Teil 2

Nachfolgeregelung

Zu Führen bedeutet heute, hoch komplexe Aufgaben zu handhaben. Sowohl als Eltern zu Hause in der Familie als auch als Führungskräfte im Unternehmen. Was liegt näher, als sich als Eltern bewusst zu reflektieren und daraus für den Beruf zu lernen? Was / wie denken, fühlen, reden und handeln Sie als Eltern? Filtern Sie das Wichtige daraus heraus und transferieren Sie es in Ihr Tun im Unternehmen. Best Practise!

Welche Verhaltensweise im Umgang mit ihren Kindern können Eltern als Führungskräfte auf den Umgang mit ihren Mitarbeitern im Unternehmen übertragen? Beispielhaft zwei Situationen:

1. Delegieren

„Anderen etwas zutrauen – das zeugt von Stärke.“ (N. N.)

Die Mutter muss auf eine Geschäftsreise. Sie kommuniziert zu Hause die Eckdaten. Die Familie berät, wie die drei Tage ohne die „mütterliche Führung“ organisiert werden. Die Zeitpläne der einzelnen Familienmitglieder werden ausgetauscht. Weck- und andere Zeiten für alle sichtbar schriftlich notiert, Brot-Schmierer, „Fahrdienste“, Essen-Macher“, „Hausaufgaben-Helfer“, Zu-Bett-Bringer“, „Wäsche-Wascher“ und anderes werden bestimmt. Ein „Back-up“ für unvorhergesehene „Notfälle“ ist aktiviert. Die Mutter hinterlässt die Adresse und Telephonnummern, wo sie geschäftlich während der drei Tage erreichbar sein wird. Sie traut der Familie guten Gewissens zu, den Alltag allein zu bewältigen. Relativ entspannt fährt sie, ihre beruflichen Aufgaben erfüllen.

Im Unternehmen kommuniziert sie ebenfalls die Eckdaten ihrer Geschäftsreise. Ihre Assistentin und wesentliche von der Abwesenheit betroffene Mitarbeiter bekommen die Adresse und Telephonnummern, wo die Chefin erreichbar sein wird. Die Aufgaben der Chefin sind während ihrer Abwesenheit delegiert. Sie hat die entsprechenden Mitarbeiter dahingehend hinreichend gebrieft und vorbereitet. Für Nachfragen in „Notfällen“ ist die Chefin gerne erreichbar.

Erkenntnis:
Die Mutter traut ihrer Familie den Alltag ohne sie zu. Sie trifft Vorbereitungen, dass der organisatorische Ablauf gewährleistet ist. Als Chefin kann sie für eine Zeit der Abwesenheit einige Aufgaben an Mitarbeiter delegieren. Der Unternehmens-Alltag kann ohne sie funktionieren. Die Mutter / Chefin zeigt mit ihrem Verhalten die Stärke ihrer Persönlichkeit. Die Familienmitglieder / Mitarbeiter sind gebrieft / vorbereitet. Nun müssen (dürfen?) sie selber agieren. Die Mutter / Chefin ist souverän, sie traut anderen etwas zu, lässt sie machen. Sie muss nicht alles kommentieren, kontrollieren, regeln. Sie schwebt nicht in Angst, dass während ihrer Abwesenheit etwas „daneben gehen“ könnte. Nach ihrem Briefing lässt sie ihre Kinder / Mitarbeiter ihre Erfahrungen machen. Sie dürfen sich ausprobieren. Sie zeigt damit auch, dass sie diese als vernünftige Menschen ernst nimmt.

2. Übergeben / Generationen-Wechsel

„Loslassen kostet weniger Kraft als Festhalten, und dennoch ist es schwerer.“ (N. N.)

Der Vater ist alt und beginnt, seine Schwäche zu spüren. Er kommuniziert mit seinem Sohn / seiner Tochter und den anderen Angehörigen die Situation. Er bittet den Sohn / die Tochter, nun als „Führungsperson“ die wesentlichen Aufgaben eines „Familienoberhauptes“ zu übernehmen. Er tauscht sich mit ihm / ihr über die in seinen Augen wesentlichen Aspekte aus. Er informiert das neue „Oberhaupt“ über die Eckdaten, die es benötigt, um in den verschiedenen Belangen die Aufgeben des Vaters übernehmen und weiterführen zu können.

Im Unternehmen spürt der Vater als Chef, wie seine Kräfte schwinden. Schon länger hat er einen bestimmten Mitarbeiter / eine bestimmte Mitarbeiterin besonders gefördert und ihn / sie in der Firma als seinen Nachfolger avisiert. Nun tauscht er sich mit diesem / dieser aus, damit er / sie die Nachfolge im Unternehmen kompetent übernehmen kann. Das Unternehmens-Team wird aktiv in die Zeit der Nachfolge involviert. Der Nachfolger / die Nachfolgerin soll damit die Chance haben, sich adäquat einführen zu können.

Erkenntnis:
Insbesondere bei der „Nachfolge-Regelung“ ist zeitiges und vorausschauendes Denken, Reden und Handeln wichtig. Allen beteiligten Personen sollte die geplante Situation kommuniziert werden. Sie sollen aktiv am „Nachfolge-Prozess“ teilhaben (können). Die geplante, durchdachte, vorbereitete und Schritt für Schritt durchgeführte / gelebte Nachfolge-Regelung ermöglicht allen Beteiligten – sowohl in der Familie als auch im Unternehmen – ein Sich-Eindenken, Sich-Einfühlen und Sich-Einbringen in die veränderte Situation. Das ist emotional, organisatorisch und unternehmerisch enorm wichtig, um langfristig zielführend erfolgreich zu sein. Eine ganzheitliche Nachfolge-Regelung, die auch Finanzen, Vollmachten und steuerliche Aspekte berücksichtigt, zu implementieren, bedeutet, dass das Unternehmens-Team auch in der Zukunft motiviert, erfolgreich und effizient arbeiten kann.