Wer von seinen Mitarbeitern wirklich wissen will „Wie geht es Ihnen?“ hat Interesse an ihnen, zeigt Einfühlungsvermögen und folgt seiner „inneren Stimme“.

Wenn wir als Chefin jemanden fragen: „Wie geht es Ihnen?“, kommt oft ein „Gut. Danke.“ als Antwort. Manchmal schauen wir die jeweilige Mitarbeiterin dann flüchtig an und antworten: „Ja, Sie sehen auch ganz prima aus.“

Die Frage „Wie geht es Ihnen?“ verkommt so zu einer „Routinefrage“.

Manchmal jedoch hören wir auf unsere innere Stimme, die uns sagt, dass die Antwort „Gut.“ nicht wahr ist, sondern eher Höflichkeit – vielleicht, um den Fragenden mit den wahren, wirklichen Problemen nicht zu belasten. Vielleicht hat unser Gegenüber jedoch auch Angst, seinen Schmerz zu teilen – aus unterschiedlichen, oft sehr individuellen Gründen.
Wir haken vorsichtig nach ob „Gut.“ stimmt und ob wir nicht doch über etwas reden mögen. Eventuell öffnet uns unsere Mitarbeiterin dann ihr Herz und wir öffnen ihr in der Folge unsere Ohren und unser Herz.

Wir erfahren, dass die Mutter der Mitarbeiterin im Sterben liegt. Dass sie als Tochter während der vergangenen Wochen zwischen Krankenhaus, unserem Unternehmen und ihrer Familie pendeln musste, sich gleichsam „aufteilen“ musste.

Wir schauen unsere Gesprächspartnerin genau an: Das könnte der Grund sein für deren Augenränder, deren Blässe, deren äußere Zerbrechlichkeit. Diese Dinge hatten wir irgendwie in den letzten Wochen auch schon gesehen – jedoch nicht wirklich sehen wollen. Unser eigener „Schutzmechanismus“ hat es uns ignorieren lassen. „Nur nicht nachhaken, dann kommt wieder so eine Schicksalsgeschichte und eventuell muss ich mich einbringen, bin verpflichtet, zu helfen.“ Wir haben unsere Eindrücke, Wahrnehmungen nicht an uns herankommen lassen.

Voller Schuldgefühl sagen wir: „Das tut mir so leid. Ich hätte viel früher auf Sie achten sollen.“ Doch unsere Mitarbeiterin entlastet uns mit der Antwort: „Alles gut. Ihre Reaktion nun ist für mich keine neue Erfahrung. Seit ich meine Geschichte mit meiner Mutter habe, weiß ich, dass viele Menschen in unserem Umfeld mit solchen ´Masken` herumlaufen.“ Sie erzählt weiter: „Viele denken, dass es niemanden etwas angeht, wie es ihnen wirklich geht.“

„Kümmere ich mich generell nicht genug um meine Mitarbeiter?
Gebe ich nicht genug Fürsorge?
Schütze ich mich selbst zu oft und ignoriere das Schicksal anderer und helfe, unterstütze nicht?“

„Oder habe ich eventuell gar kein wahrhaftiges Interesse an meinen Mitarbeitern, an meinen Mitmenschen?
Sind sie mir sogar egal?
Sind dann solche Fragen reine Floskeln?“

Wie ist das bei Ihnen?

Stellen Sie die Frage „Wie geht es Ihnen?“ als reine Floskel
oder wertschätzen Sie Ihre Mitarbeiter und stellen diese Frage aus echtem Interesse?

Oder fragen Sie nie „Wie geht es Ihnen?“