Viele Menschen fasten. Freiwillig „hungern“ ist eine jahrtausendealte Kulturtechnik.

Schon in der Antike hat Fasten als „der“ Weg zu innerer Klarheit gegolten.
40 Tage ließ der griechische Gelehrte Pythagoras seine Schüler hungern, um ihren Verstand zu schärfen. Der Arzt Hippokrates wollte Krankheiten lieber durch Fasten als durch Medikamente lindern. Für die körperliche und mentale Stärkung für Zeiten der Entbehrung aß der Philosoph Epikur einige Zeit nichts.

Auch in den Weltreligionen hat das Fasten eine lange Tradition:
Im Judentum ist Jom Kippur ist ein strenger Fastentag. Muslime essen im Ramadan nur nach Sonnenaufgang. Im Hinduismus nehmen viele Gläubige an Voll,- und Neumondtagen nichts zu essen zu sich.
Christen fasten zweimal im Jahr: von Sankt Martinstag bis Weihnachten und vor Ostern vom Aschermittwoch bis Ostersamstag. Genau 40 Tage dauert die Fastenzeit im Frühling. Seit dem Tod von Jesus Christus erinnern sich die Christen in diesen Wochen vor Ostern an dessen Leidensweg. Jesus selbst ging laut Bibel für 40 Tage in die Wüste und fastete dort, um zur Besinnung zu kommen und Buße zu tun.

Beim Heilfasten machen Menschen eine Hungerkur und nehmen ein bis zwei Wochen gar keine feste Nahrung zu sich. Sie schildern diese Erfahrung wie das „Drücken einer ´Reset-Taste, die Körper und Seele zurück ´auf Werkseinstellung bringt.

Fasten kann auch in anderen Lebensbereichen den Blick für das Wesentliche schärfen:
Zum Beispiel in der Kommunikation. Anbei die Geschichte von den drei Sieben. Eventuell für Sie eine Inspiration, in den nächsten Wochen bewusster zu kommunizieren und damit gleichsam auf eine andere Art zu „fasten“.

„Die drei Siebe

Ganz aufgeregt kam einer zum weisen Sokrates gelaufen:
„Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund…“
„Halt ein!“ unterbrach ihn der Weise. „Hast du das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“
„Drei Siebe?“ fragte der andere verwundert.
„Ja, drei Siebe. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles,
was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“
„Nein, ich hörte es erzählen.“
„So, so. Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft,
es ist die Güte. Ist, was du mir erzählen willst, wenn nicht
schon als wahr erwiesen, so doch wenigstens gut?“
„Nein, das ist es nicht, im Gegenteil.“
Der Weise unterbrach ihn: „Lass uns auch noch das dritte Sieb anwenden und fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt.“
„Notwendig nun gerade nicht.“
„Also“, lächelte der Weise, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!“