Loben lernen für Anfänger und Fortgeschrittene

Leistungen anerkennen
Egal ob in der Kindererziehung oder beim Führen von Mitarbeitern: Ohne Lob geht es nicht. Denn Lob und Anerkennung motivieren, beflügeln und ermutigen, Neues auszuprobieren und kreative Wege zu gehen. Doch viele agieren nach dem Motto, „Nicht gemeckert, ist bereist gelobt“. Außerdem meint wohl jeder von uns, er könne „gut kommunizieren“. Ein Irrglaube. Loben muss – wie andere Aspekte der Kommunikation auch – trainiert werden.

Wann loben Sie?
Wenn Ihr Kind Fahrrad fahren übt und es das zum ersten Mal ohne Stützräder schafft, loben Sie es sofort. So sollte es auch im Berufsleben sein. Lob nach einem größeren Zeitraum, zum Beispiel nur im regelmäßigen Mitarbeitergespräch, hat eine wesentlich weniger motivierende Wirkung. Es gibt keinen unmittelbaren und direkten Bezug mehr zum konkreten Verhalten.

Vermeiden Sie Gießkannen-Lob
Der Chef hat eine Mitarbeiterin beobachtet, wie sie mit einem als schwierig geltenden Lieferanten gesprochen hat. Sie lässt den Lieferanten ausreden und ist geduldig. Der Chef spricht sie später an: „Frau Müller, ich habe heute Morgen Ihr Gespräch mit Herrn XY beobachtet. Ich bin davon beeindruckt. Sie meistern das. Vielen Dank!“ Beim Loben geht es immer um das positive Bewerten des Verhaltens oder der Leistung einer Person – und das möglichst persönlich. „Ihr seid tolle Kollegen“ ist etwas anderes als „Vielen Dank, dass du meine Präsentation gerettet hast. Ohne dich hätte ich das verbockt.“

Loben Sie im „Vier-Augen-Gespräch“
Lob ist positive Kritik – und sollte entsprechend nicht „nebenbei“ auf dem Flur ausgesprochen werden. Lob sollte immer im Vier-Augen-Gespräch stattfinden. Gerade im Berufsleben: Bitten Sie ihren Mitarbeiter oder die Kollegin in einen Besprechungsraum oder Ihr Büro und geben Sie dort positives Feedback zu der erbrachten Leistung. In ganz speziellen Ausnahmefällen kann der Chef sehr dezidiert bewusst vor anderen Mitarbeitern loben, um gezielt die Motivation Aller anzuspornen. Das sollte jedoch die Ausnahme sein.

Ich bin stolz auf Dich!
Wenn Sie sich über etwas freuen, nutzen Sie die Ich-Botschaft. Nicht „der Verein“ ist stolz, „das Unternehmen erkennt an“, sondern Sie: „Herr Meier, mir gefällt Ihre Art, höflich, zuvorkommend und lösungsorientiert mit dem Lieferanten umzugehen sehr gut. Ich bin davon beeindruckt und ich bin stolz auf Sie. Ich freue mich sehr, dass Sie zu unserem Team gehören. Danke!“ Das bedeutet aber auch, dass Sie nur für Dinge loben sollten, die Sie selber konkret beobachtet haben.

„Mir freue Sich“
Sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter meinen oft, im Geschäftsleben ihre Sprachfärbung verleugnen zu müssen. Dialekt gilt zwar als nicht besonders businessmäßig, aber als authentisch. So lange Sie sich im täglichen (Unternehmens-)Umgang bemühen, ein verständliches „Schrift-Deutsch“ zu sprechen, darf ehrliche Freude gerne in Mundart ausgedrückt werden.

Veröffentlicht in: WirtschaftWoche ( https://app.wiwo.de/erfolg/coach/optimierung/feedbackkultur-loben-lernen-fuer-anfaenger-und-fortgeschrittene/19426642.html?mwl=ok )