Das unterschätzte Potential im Unternehmen Teil 11
Nett zueinander sein
Mutter und Sohn spazieren durch die Stadt. Sie treffen etliche Bekannte. Mit jedem plaudern sie ein bisschen. Nach dem Gespräch mit einem dem Sohn bis dahin unbekannten Herrn kommentiert die Mutter: „Herr M. ist ein wirklich ein sehr netter Mann.“
Der Sohn schaut sie an: „Mama, ´nett! Das ist ja ne Beleidigung. Wenn wir im Verein von jemandem sagen, dass ´der <strong>nett</strong> ist
, heißt das so viel wie ´der ist ne Volllusche!" Die Mutter guckt nachdenklich: „Hm, ja, irgendwie hast du wohl Recht. Das Wort ´<strong>nett</strong>
wird heute von vielen Menschen wohl eher als eine negative Beschreibung verwendet.“
Der Sohn stimmt zu:“ Ja genau. ´Nett, das sagt in etwa, dass derjenige doof ist, erfolglos, harmlos, langweilig, schleimig ... ´<strong>Nett</strong>
, Mama, ist echt die ´kleine Schwester von sch…`!“
Die Mutter stoppt:“ Hey, nun ist es mal gut. Ich hab dich ja verstanden.“
Zu Hause reden die beiden im Garten bei einem Glas Orangensaft noch einmal über das Wort ´nett`.
Die Mutter fasst zusammen:“´Nettist wohl heute eher ein ´Unwort
.
Das finde ich sehr schade, und auch falsch. Schau dich doch einmal um in der Welt. Höre, sieh Nachrichten. Geh raus und beobachte, wie wir Menschen im Alltag miteinander umgehen. Also ich bin gerne ´nettund ich behandle Menschen auch sehr gerne ´<strong>nett</strong>
. Nach meiner positiven Definition im Sinne meiner eigenen Lebens-Philosophie: ´Nett` – gerade zu den nicht netten Mitmenschen, auch den wütenden, den pöbelnden, den vermeintlich coolen – zumindest so gut ich es kann, so oft ich es vermag.“
Der Sohn lächelt: „Mama, wir müssten mal nen Schul-Wettbewerb ausrufen: ´Nett-Sein-Siegt!Eine Woche probieren alle aus, ´<strong>nett</strong>
zueinander zu sein. Puh, ich glaub, das wird echt anstrengend!“
Die Mutter: „Ja. Konsequent und ehrlich ´nett` sein erfordert persönliche Disziplin, viel Geduld, Einfühlungsvermögen und auch eine große Portion Humor! Du brauchst besondere menschliche Voraussetzungen dafür: Verständnis für andere Menschen, deren Bedürfnisse, Ängste, Sorgen, Eseleien, Irrtümer, Sensibilitäten und vieles mehr!„
Sie denkt nach: „Wenn ich es zusammenfasse, glaube ich, dass ´nett` sein Großzügigkeit im Umgang mit anderen bedeutet und darum ganz, ganz viel Interesse, Achtsamkeit für den Anderen.“
Der Sohn runzelt die Stirn: „Eieiei, ´nettsein ist ja heute dann schon fast
Held` sein! Echt ne große Nummer!“
Die Mutter nimmt den Sohn lachend in den Arm: „Lass mich deine ´Heldinsein! Lass mich ´<strong>nett</strong>
zu dir sein!“
Veröffentlicht in: The Huffington Post