DAS unterschätzte Potential

Freundschaften

Neulich beim Mittagessen sprachen wir in der Familie über Freundschaften.

Wir stellten fest, dass wir unsere wirklich engen Freunde bereits über viele Jahre kennen und mögen und dementsprechend unsere Freundschaften mit Ihnen pflegen.

Sogar meine kleine beinah achtjährige Tochter konnte dazu etwas erzählen:

„Als ich Lilly das erste Mal traf, war das an meinem ersten Kindergartentag. Sie kannte sich schon gut im Kindergarten aus, weil sie schon ein paar Wochen ein Sonnengruppen-Kind war. Lilly hat sich vor mich gestellt und mich ganz, ganz lange angeguckt. Und dann hat sie gelächelt und mich gefragt: ´Ich bin Lilly. Und wie heißt du? Willst du meine Freundin sein?` Na, und nun sind wir schon 4 Jahre best friends ever!“

Ich schaute meine Tochter an: „Wie schön, das hast du mir so nie erzählt.“

Ich überlegte einen Augenblick und erzählte meiner Familie dann – wie so oft, wenn wir zusammensaßen – eine Geschichte, die zur Gesprächsthematik passte.

„Der Tempel der tausend Spiegel

Vor vielen Jahren gab es in Indien den Tempel der tausend Spiegel.
Er lag hoch oben auf einem Berg und sein Anblick war gewaltig
Eines Tages erklomm ein Hund den Berg, stieg die Stufen des Tempels hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel.
Als er in den Saal der tausend Spiegel kam, sah er tausend Hunde.
Er erschrak, knurrte fruchtbar und fletschte die Zähne.
Und auch die tausend Hunde knurrten furchtbar und fletschten ihre Zähne.

Voller Panik rannte der Hund aus dem Tempel und glaubte von nun an, dass die ganze Welt aus knurrenden, gefährlichen und bedrohlichen Hunden bestehe.

Einige Zeit später kam ein anderer Hund in den Tempel. Auch er kam in den Saal mit den tausend Spiegeln, und auch er sah tausend andere Hunde.
Er aber freute sich.
Er wedelte mit dem Schwanz, sprang fröhlich hin und her und forderte die Hunde zum Spielen auf.

Dieser Hund verließ den Tempel in der Überzeugung, dass die ganze Welt aus netten, freundlichen Hunden bestehe, die ihm wohlgesonnen sein.“
(n. n.)

Meine kleine Tochter frohlockte:
„Hihi. Mama, dann war Lilly ja damals ein freundlicher Hund. Die Geschichte muss ich ihr morgen in der Schule erzählen.“

Sie hielt einen Moment inne.
„Irgendwie treffen wir immer freundliche Hunde, äh, Menschen, mein ich. Oder, Mama?“

Ich nickte.

Und sie ergänzte: „Aber wir sind ja auch immer freundlich – nur keine Hunde! Hihi.“

Ich antwortete:
„Ja, ich sehe das so wie du: Wenn wir auf andere Menschen offen, freundlich und auch herzlich zugehen, werden wir – in den meisten Fällen – auch Freundlichkeit und Herzlichkeit zurückbekommen.
Auch im echten Leben werden wir wohl von unseren Mitmenschen im wahren Sinne des Wortes ´gespiegelt.`“

Veröffentlicht in: The Huffington Post