Das unterschätzte Potential im Unternehmen? Teil 13

Mutter und Tochter sitzen bei schönem Frühlingswetter auf der Terrasse. In der entspannten Atmosphäre entwickelt sich ein Gespräch über „dies und das“.

Die Tochter erzählt von ihren Freundinnen. Eine beginnt nun ihr Studium. Sie möchte später einmal das Unternehmen ihrer Eltern leiten. „Mama, die Emma ist echt extrem cool. Die ist intelligent und super nett. Die kann irgendwie immer mit jemandem ins Gespräch kommen. Ich glaub, die wird mal ne tolle Chefin später.“

„Wie meinst du das genau?“, hakt die Mutter nach.

„Na, wenn die jemanden trifft, den sie nicht kennt, beginnt sie ein Gespräch und lernt ihn halt so kennen. Und wann immer mal in der Klasse einer traurig wirkte, hat sich Emma um denjenigen gekümmert – ich mein, sie hat mit ihm geredet. Hm, ich glaub, gute Gespräche führen ist total wichtig im Leben. Auch im Beruf, oder?“

Die Mutter denkt einen Augenblick nach. „Ja. Ich bin überzeugt, dass gut kommunizieren können eine ganz, ganz wichtige Fähigkeit ist.“

„Ein Gespräch zwischen zwei Menschen kann eine „Brücke“ sein. Hört sich bisschen komisch an? Ist jedoch wahr.“ Die Mutter erläutert der Tochter ihre Gedanken:

„Sowohl im Unternehmen als auch privat ist das Gelingen eines Gesprächs natürlich von vielen Faktoren abhängig. Von der Einstellung der Gesprächspartner (zueinander, zum Thema u. a.), vom Thema, vom Zeitpunkt, vom Gesprächsort und anderem mehr.

Dennoch gibt es einige allgemeingültige Aspekte, mit denen man ein „erfolgreiches Gespräch“ definieren kann, gleichsam die Fundamente für die „Brücke„.

Vor Allem ist es ganz wichtig zu wissen:

´Man kann nicht nicht kommunizieren.` (nach Paul Watzlawick).“

„Was meinst du denn damit, Mama? Das klingt ja voll merkwürdig!“

„ Das heißt, wenn wir nicht sprechen, kommunizieren wir dennoch über unsere Mimik, Körperhaltung und Gestik. Warum? Unser ´Nicht-Kommunizieren` wird von unserem Gesprächspartner interpretiert.

Das kann sogar wissenschaftlich belegt werden (laut Studien von Professor Mehrubian zählen in einem Gespräch nur zu zirka 7% der Inhalt des Gesagten, zu zirka 38% zählen die Stimme und zu zirka 55% die körperliche Ausstrahlung).

Ohne Worte, also non-verbal „kommunizieren“ wir folglich zu zirka 93%.“

„Mama, du kennst dich ja super gut aus. Erzähl mal weiter!“

„Um Miss-Interpretationen und Missverständnissen vorzubeugen, lohnt es sich folglich für uns, achtsam zu kommunizieren und insbesondere auch auf den Ausdruck unserer Stimme und unseres Körpers zu achten.

Mit einer bewussten verbalen und non-verbalen Kommunikation, einem „guten Gespräch“ können wir Sympathie, Vertrauen, und vor allen Dingen eine Beziehung zwischen uns und unserem Geschäfts-, Gesprächspartner fördern.“

„Das Fazit insbesondere für den (Unternehmens-)Alltag und damit später einmal für deine Freundin Emma lautet:

Unter anderem diese Faktoren sollten wir beachten:

– Gesprächsort und Gesprächszeit:
Bestimmte Gespräche gehören nicht auf den Flur und auch zeitlich nicht „zwischen Tür und Angel“. Wir treffen unseren Gesprächspartner zu einem anberaumten Termin an einem adäquaten Gesprächsort.

– Aktives Zuhören:
Wir hören wirklich zu. Wir schenken unserem Gegenüber unsere volle Aufmerksamkeit.

– Sich-Austauschen, einen Dialog führen:
Wir zeigen Interesse. Wir fragen nach. Wir wiederholen das Gehörte und fassen den Inhalt mit unseren Worten zusammen.

– Ich -Botschaften:
Wir vermeiden das „man“. „Ich-Aussagen“ sind ein Bekenntnis – zu uns, unserer Meinung. Das signalisiert Selbstbewusstsein und erzeugt Sympathie.

– Blickkontakt:
Anschauen ist kein Anstarren! Wir vermitteln unserem Gesprächspartner mit unserem Augenkontakt unsere Aufmerksamkeit. Wir lassen unseren Blick nicht umher schweifen. Das signalisiert Unsicherheit oder gar Desinteresse. Wir finden unser persönliches Maß an Blickkontakt.

– Freundlichkeit:
Das Motto lautet: „Der Ton macht die Musik!

– Höflichkeit:
Ein wahrhaftiges „Danke“ vermittelt unserem Gegenüber unsere Wertschätzung. Ein „Bitte“ ermuntert.

– Beim Namen nennen:
Wir nennen unseren Gesprächspartner in „gesundem Maß“ bei seinem Namen. Das erzeugt Nähe.

– Offene Fragen:
W-Fragen, das heißt Fragen, die mit den Wörtern wie: Wer, Was, Wann, Warum, Wie beginnen halten ein Gespräch im Fluss. Beispiel: „Herr XY, brauche ich das Werkzeug dafür?“ oder „Herr XY, was brauche ich hierfür und inwiefern?“

  • Lästern oder ähnliches ist tabu!

„Mama, es gibt doch auch Menschen, die sich nicht gern unterhalten, also ich mein, die nicht kommunizieren mögen? Wie kommt das eigentlich?“

„Vielleicht sind diese Menschen mit „Glaubenssätzen“ groß geworden. Das sind Sätze wie: ´Reden ist Zeitverschwendung!, ´Halt den Mund!, ´Du bist zu klein, um mitzureden!, ´Du hast eh keine Ahnung!, ´Halt dich da raus!`…

Diese Leute sollten diese Sätze, die sie eventuell in ihrer Kindheit ganz oft gehört haben, einmal überprüfen. Sicher gehören diese heute nicht mehr zu ihnen, passen nicht mehr zu deren Persönlichkeit heute. Sie sollten diese negativen ´Programmierungen` aus ihrem Denken verbannen! Ihnen darf ganz deutlich sein:

´Erlauben Sie sich neue Sätze und damit neue Überzeugungen. Zum Beispiel:: <em>´Ich bringe mich ein!, ´Ich kann mich dezidiert äußern!, ´Ich weiß etwas Interessantes zu diesem Thema!, ´Ich kenne mich damit aus!`.“

„Fakt ist generell:

Versuchen wir uns am bewussten Reden, ´bauen wir Brücken` – und gehen wir gemeinsam mit unserem Gesprächspartner darüber. Wir können uns gegenseitig unterstützen.“

Veröffentlicht in: The Huffington Post