das unterschätzte Potential im Unternehmen? Teil 17
Diversity-Management
Beim Sonntagsfrühstück wird bei uns ausgiebig Zeitung gelesen.
Am vergangenen Sonntag entdeckt meine Tochter über einem Artikel ein Bild mit der Überschrift „Diversity-Management“.
„Ui, Mama, das ist ja ein witziges Bild. Da sind ja total verschiedene Leute drauf.
Große, Kleine, Junge, Alte, Schlanke, Dicke, Asiaten, Afrikaner, Europäer, Frauen, Männer. Das ist ja wie ein Wimmelbild. Was steht in dem Artikel? Was ist ´Diversity?`
Ich halte kurz inne und beantworte ihre Frage mit einer Geschichte:
„Auf einem hohen Berg,
wo der Wind pfiff,
lebte ganz allein
und ohne einen einzigen Freund
Irgendwie Anders.
Er wusste, dass er irgendwie anders. war, denn alle fanden das.
Wenn er sich zu ihnen setzen wollte,
oder mit ihnen spazieren gehen
oder mit ihnen spielen wollte,
dann sagten sie immer:
´Tut uns leid,
du bist nicht wie wir.
Du bist irgendwie anders.
Du gehörst nicht dazu.`
Irgendwie Anders tat alles,
um wie die anderen zu sein.
Er lächelte wie sie und sagte ´Hallo`.
Er malte Bilder.
Er spielte, was sie spielten (wenn er durfte).
Er brachte sein Mittagessen auch in einer Papiertüte mit.
Aber es half nichts.
Er sah nicht so aus wie die anderen und er sprach nicht wie sie.
Er malte nicht so wie sie.
Und er spielte nicht so wie sie.
Und was er für komische Sachen aß!
´Du gehörst nicht hierher, sagten alle. ´Du bist nicht wie wir, du bist <strong>irgendwie anders!</strong>
Irgendwie Anders ging traurig nach Hause.
Er wollte gerade schlafen gehen, da klopfte es an der Tür.
Draußen stand jemand – oder etwas.
´Hallo!, sagte es . ´Nett, dich kennen zu lernen. Darf ich reinkommen?
´Wie bitte?`, sagte Irgendwie Anders.
Guten Tag!
, sagte das Etwas und hielt ihm die Pfote hin – das heißt,
eigentlich sah sie mehr wie eine Flosse aus.
Irgendwie Anders starrte auf die Pfote.Du hast dich wohl in der Tür geirrt
, sagte er.
Das Etwas schüttelte den Kopf. ´Überhaupt nicht,
hier gefällt s mir. Siehst du …`
Und ehe Irgendwie Anders auch nur bis drei zählen konnte,
war es schon im Zimmer …
… und setzte sich auf die Papiertüte.
´Kenn ich dich?, fragte <strong>Irgendwie Anders</strong> verwirrt. ´Ob du mich kennst?
, fragte das Etwas und lachte. ´Natürlich!
Guck mich doch mal ganz genau an, na los doch!`
Und Irgendwie Anders guckte.
Er lief um das Etwas herum, guckte vorn, guckte hinten.
Und weil er nicht wusste, was er sagen sollte, sagte er nichts.
´Verstehst du denn nicht!, rief das Etwas. ´Ich bin genau wie du! Du bist <strong>irgendwie anders</strong> – und ich auch.
Und es streckte wieder seine Pfote aus und lächelte.
Irgendwie Anders war so verblüfft,
dass er weder lächelte noch die Pfote schüttelte.
´Wie ich!?, sagte er. ´du bist doch nicht wie ich! Du bist überhaupt nicht wie irgendwas, das ich kenne. Tut mir Leid, aber jedenfalls bist du nicht genauso <strong>irgendwie anders</strong> wie ich!
Und er ging zur Tür und öffnete sie. ´Gute Nacht!`
Das Etwas ließ langsam die Pfote sinken.
´Oh!`, machte es und sah sehr klein und sehr traurig aus.
Es erinnerte Irgendwie Anders an irgendwas,
aber er wusste einfach nicht, woran.
Das Etwas war gerade gegangen,
da fiel es ihm plötzlich ein.Warte!
, rief Irgendwie Anders. ´Geh nicht weg!`
Er rannte hinterher, so schnell er konnte.
Als er das Etwas eingeholt hatte, griff er nach seiner Pfote
und hielt sie ganz, ganz fest.
´Du bist nicht wie ich, aber das ist mir egal.
Wenn du Lust hast, kannst du bei mir bleiben.`
Und das Etwas hatte Lust.
Seitdem hatte Irgendwie Anders einen Freund.
Sie lächelten und sagten ´Hallo`.
Sie malten zusammen Bilder.
Sie spielten das Lieblingsspiel des anderen
– jedenfalls probierten sie es …
Sie aßen zusammen.
Sie waren verschieden,
aber sie vertrugen sich.
Und wenn einmal jemand an die Tür klopfte,
der wirklich sehr merkwürdig aussah, dann sagten sie nichtDu bist nicht wie wir
oder ´Du gehörst nicht dazu`.
Sie rückten einfach ein bisschen zusammen.“
(Irgendwie Anders; Kathryn Cave; Chris Riddell; Deutsch von Salah Naoura; mit dem UNESCO-Preis für Kinder-und Jugendliteratur ausgezeichnet)
„Wie in dem Bild zum Zeitungsbeitrag arbeiten verschiedene Menschen miteinander. Sie sind alle irgendwie anders. Doch sie respektieren einander, sie tolerieren einander, sie wertschätzen und lernen voneinander, sie ergänzen einander und vieles mehr.“
„Dann ist dieses Diversity doch ganz selbstverständlich. Es ist wie im ganz normalen Leben. Jeden Tag. Wir sind doch alle immer irgendwo, irgendwann irgendwie anders als die anderen,“ sagte darauf meine Tochter.
„Genauso ist es! Und genauso selbstverständlich und dankbar sollten wir „Diversity“ leben. In der Familie, unter Freunden, in der Schule und in den Unternehmen.“
Veröffentlicht in: The Huffington Post