Dr. Stephanie Beyer-Robben im Dialog mit Dr. Martina Dopfer

Martina: Liebe Stephanie, schön, dass Du da bist. Magst Du Dich kurz vorstellen?

Stephanie: Mein Name ist Stephanie Robben-Beyer. Ich arbeite seit 25 Jahren als Moderatorin und seit 15 Jahren als Coach. Ich bin ausgebildete Gymnasiallehrerin mit den Fächern Deutsch und Religion und habe in Germanistik über „Fabeln“ promoviert.

Über das Modeln und Moderieren „nebenbei“ kam ich zur hauptberuflichen Moderation. Einigen Jahren Moderation beim Fernsehen und off air bei großen Veranstaltungen, folgte ein 3-jährige Ausbildung zum Coach und Trainer.

Meine Kernkompetenzen im Coaching / Training / Workshops sind „Social Skills / Kommunikation“.

Mein Herzensthema sind unter anderem die „Familiären Kompetenzen“. In der Tiefe habe ich mich damit in meinem Booklet: Family Business. Das Praxis Booklet für wertvolles Führen und Erziehen. BoD. 2016 befasst.

Martina: Wie lebst Du Achtsamkeit in Deinem beruflichen Alltag?

Mein Beruf per se fordert ja Achtsamkeit.

Während meiner Arbeit bin ich ganz bei meinem Gegenüber. Ich höre aktiv zu. Ich „lese zwischen den Zeilen“. Nur bewusste Achtsamkeit gibt mir die Voraussetzung, ein guter Sparringspartner und ein guter Spiegel zu sein. Mein Gegenüber ist „der Mittelpunkt“.

Martina: Welche Herausforderungen siehst Du für eine neue, digitale Arbeitswelt, insbesondere wenn Du an Coaching denkst?

Stephanie: Meiner Meinung nach macht Digitalisierung Kommunikation in der Führung, respektive generell in Unternehmen nicht überflüssig, sondern im Gegenteil noch wichtiger. Wer empathisch, effektiv kommunizieren kann, wird in Zukunft einen echten USP haben. Weil viele Menschen denken, „kommunizieren kann ich ja eh“, wird das eine echte Herausforderung für sie werden, wenn sie spüren, dass sie es eben nicht können.

Ein schönes Zitat begleitet hier stets mein Tun: „Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist so groß wie der zwischen einem Glühwürmchen und einem Blitz.“ (Mark Twain)

Emphatische, soziale, kommunikative Kompetenzen werden in der digitalen Arbeitswelt noch mehr geschult werden müssen. Sie werden „der Kitt“ in der digitalisierten Gesellschaft sein.

Martina: Coaching wird ja heute oft auch negativ dargestellt. Großevents, Guru-Bewegungen und Selbstoptimierung fallen ein. Wie stehst Du dazu und wie kann Achtsamkeit hier unterstützen?

Stephanie: Massen-Veranstaltungen sind für mich kein effektives Coaching. Ich vermag nicht zu beurteilen, ob ich auf solch großen Events auch bei einzelnen Menschen Impulse setzen kann. Doch ehrlich gesagt, bezweifle ich es.

Die Umsetzung der gesetzten Ziele im (Unternehmens-)Alltag wird dort mittel- bis langfristig nicht unterstützt.

Coaching ist Begleitung. Ich mag hier das Bild der Kutsche aus dem Englischen “Coach”: Der Coachee sitzt wie in einer Kutsche. Er gibt das gewünschte Ziel und die Richtung vor. Der Coach ist der Kutscher und Begleiter auf dem Weg.

Wenn das Ziel erreicht ist, kann der Coachee austeigen und alleine weiterreisen, wenn er möchte. Er kann aber auch gerne immer auf mich, den Kutscher, zurückkommen.

Der Coachee sitzt wie in einer Kutsche. Er gibt das gewünschte Ziel und die Richtung vor. Der Coach ist der Kutscher und Begleiter auf dem Weg.

Martina: Gibt es ein Achtsamkeitserlebnis aus Deinem Leben, das für Dich besonders bewegend war?

Stephanie: Achtsamkeit erlebe ich besonders im Zusammensein mit meiner kleinen Tochter. Darüber hinaus erlebe ich sie auch auf der Yogamatte und generell beim Sport. Da komme ich in den sprichwörtlichen „Flow“.

Im Coaching sind die „keinen Momente“ die achtsamsten. Wenn der Mensch, der Coachee, sich öffnet und sich traut, verletzlich zu sein. Es sind bewegende Momente, wenn er bzw. sie sich bereit fühlt, seine Schutzmauer abzubauen und zu zeigen und zu erzählen, warum er/ sie wie verletzlich geworden ist. Dann bin ich sehr achtsam. Ich lese zwischen den Zeilen. versuche Glaubenssätze, Muster, das „innere Kind“ etc. zu erkennen.

Das sind die wunderbaren Moment, in welchen wir in der Arbeit gemeinsam einen Weg in die (andere / bessere …) Zukunft entwickeln.

Nun vielleicht noch eine ganz persönliche Erfahrung: Einer der „achtsamsten Momente“ in meinem Leben war, als ich 15 Jahre alt war. Nachts war mein Vater gestorben – ganz plötzlich. Gefühlt hätten die Uhren stehen bleiben müssen. Das haben sie jedoch nicht getan. Die Uhren liefen weiter. Alles ging weiter – nur ganz anders…

Ein weiterer ganz besonders achtsamer Moment war die Geburt meiner Tochter. Die Wartezeit im Krankenhaus – 6 Wochen liegend mit Wehenhemmer war lang. Ich habe mich so sehr auf das neue Leben gefreut. – Und dann kam DER Moment!

Martina: Liebe Stephanie, ich danke Dir für das schöne Gespräch.

Quelle: https://myndway.com